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Mystras

Die Geschichte der Bergfestung Mystras beginnt mit dem vierten Kreuzzug (1202–1204 n. Chr.). Als dessen Ergebnis wurde Gottfried von Villehardouin aus dem nordfranzösischen Bar-sur-Aube zum Fürsten von Achaia, als die Kreuzritter 1206/1207 die Peloponnes eroberten. Ihm folgte sein Sohn Gottfried II. (reg. 1218–1246), der seine Residenz in Lakedaimon, dem antiken Sparta, errichtete. Sein Bruder Wilhelm II. (reg. 1246–1278) eroberte den Rest Lakoniens und errichtete 1249 im bis dahin unbewohnten Mystras eine starke Höhenfestung, die Lakedaimon sichern sollte. Weitere Burgen standen unter anderem in Monemvasia und vermutlich auf der Halbinsel Tigani. 1259 wurde Fürst Wilhelm II. von Truppen des byzantinischen Kaisers von Nikaia gefangen genommen und konnte sich nur durch die Herausgabe von Mystras und anderer Burgen freikaufen. Die griechischen Bewohner Spartas, die die Fremdherrschaft der Kreuzfahrer leid waren, siedelten sich nun im nur etwa drei Kilometer entfernten Mystras an. Unterhalb der Burg entstand eine blühende Stadt, die schließlich mehrere zehntausend Einwohner zählte. Mystras avancierte zum kulturellen Zentrum der Region.

Die nun wieder byzantinischen Gebiete um die Burg wurden schließlich 1348/1349 zum DespotatMorea zusammengefasst und von kaiserlichen Prinzen regiert. Der berühmte Philosoph Georgios GemistosPlethon siedelte sich 1406 in Mystras an und erneuerte die platonische und neuplatonische Philosophie; er war eine führende Persönlichkeit im kulturellen Leben von Mystras. Die Statthalter – oder Despoten, daher die Bezeichnung Despotat für das Herrschaftsgebiet – waren durchgängig Angehörige des damaligen byzantinischen Kaiserhauses der Palaiologen. Einer von ihnen war Konstantin, der als Konstantin XI. am 6. Januar 1449 in Mystras zum letzten byzantinischen Kaiser gekrönt wurde. Der Despotenpalast von Mystras war der größte byzantinische Repräsentationsbau außerhalb von Konstantinopel. Er zeigt, im Gegensatz zu den Sakralbauten der Stadt, starke italienische Einflüsse.

1460 musste Mystras an die osmanischen Türken übergeben werden. Nun erschienen auch Minarette zwischen Kirchen und Klöstern. Durch den Peloponnes -Feldzug Francesco Morosinis kam die Stadt 1687 in venezianischen Besitz. Doch schon 1715 kam Mystras abermals unter türkische Herrschaft. 1770, während eines russisch-türkischen Krieges, begann der Glanz der Stadt zu erlöschen; Hilfstruppen aus dem heutigen Albanien, die auf Befehl der Türken und zur Unterbindung der Orlow-Revolte in die Peloponnes einfielen, verwüsteten die Stadt. Damit war Mystras Blütezeit endgültig vorbei. Im griechischen Freiheitskampf wurde die Stadt dann 1825 derart zerstört, dass man auf den Wiederaufbau verzichtete. Stattdessen baute man wenig später das Jahrhunderte zuvor verlassene Sparta wieder neu auf.

Die Überreste der Ruinenstadt können heutzutage besichtigt werden. Einige Kirchen mit farbenprächtigen Wandmalereien sind erhalten geblieben (Agia Sophia, Agios Dimitrios); auch eines der Klöster, das Kloster Pantanassa, ist noch bewohnt. Die Kirchen von Mystras sind im sogenannten Mystras-Typus errichtet, der teils als Verbindung von westlich-lateinischen und byzantinischen Bauformen gedeutet wird: Auf eine Basilika wurde ein zweites Geschoss in Form einer Kreuzkupperlkirche gesetzt. Die Hauptkirche (die Mitropolis) liegt auf einem etwa 600 m hohen Berg und steht – wie alle Gebäude der Stadt – unter Denkmalschutz. Berühmt ist daneben auch die Kirche des früheren Peribleptow-Klosters, die teilweise in eine Felsgrotte (die Demeterhöhle, die in der Antike wohl ein heidnisches Heiligtum war) hineingebaut und wie viele andere Kirchen der Stadt reich mit byzantinischen Fresken verziert wurde.

1989 wurde Mystras von der UNESCO in die Liste der Denkmäler des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Despotenpalast wird derzeit (2013) umfassend restauriert.

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